Gedanken zur  Angst

Rollschuhhockey

Pfarrer Winfried Anslinger

Innehalten SR2/ SR3 am 4. Juli 2008

Wer in den 60 er Jahren oder früher Kind war, wundert sich manchmal, dass er immer noch lebt. Es gab damals keine Vorsorgeuntersuchungen und wir saßen in Autos ohne Sicherheitsgurte. Unsere Spielsachen enthielten giftige Schwermetalle und die Hochbetten hatten kein Geländer. Arzneiflaschen konnte man ebenso leicht öffnen wie die Flasche mit dem Chlorbleichmittel. Auf dem Fahrrad hab ich nie einen Helm getragen. Wir verließen mittags das Haus zum Spielen und blieben weg bis die Gaslaternen angingen. Niemand wusste wo wir waren. Wir hatten nicht mal ein Handy dabei. Es ging manches kaputt, nicht nur Scheiben, und wir waren weder Rechtsschutz noch haftpflichtversichert. Vieles war einfacher. Es gab keine Playstation, keine Videospiele, keine DVD. Aber wenn das Fahrrad einen Platten hatte, konnte man das selbst reparieren.

Beim Rollschuhhockey durfte nur mitmachen, wer Tore schießen konnte. Wer zu viel rumstand oder Angst hatte hinzufallen, flog aus der Mannschaft. Er musste lernen, Enttäuschungen auszuhalten. Das galt auch für die Schule. Viele meiner Kameraden flogen vom Gymnasium herunter, ohne dass deswegen Schulkonferenzen stattfanden.

Manchen traf ich später wieder: Der eine war Abteilungsleiter bei einem Konzern geworden, ein anderer besaß eine gut gehende Kanzlei. Ein Gutteil der Pechvögel von einst verdient heute mehr als ich. Ich fühle keinen Neid, denn mein Beruf gefällt mir. In spätestens 10 Jahren sind wir eh wieder alle gleich, wenn wir am Bahnschalter fürs Seniorenticket anstehen.  

Die Mehrzahl der Leute, heißt es, hätten Angst vor der Zukunft, obwohl die Arbeitslosigkeit sinkt und die Wirtschaft boomt. Ich frag mich: Sind wir ein Volk von Angsthasen geworden? Gewiss hat jede Klage ihre Berechtigung. Doch kann es ein Leben mit Vollkaskoversicherung geben?

Beim Rollschuhhockey galt: Wer Angst hat hinzufallen, schießt
keine Tore. Und in der Bibel heißt es: „Gott ist mein Fels und mein
Schutz, dass ich nicht fallen werde.“ Ich denke mal: Ohne so ein
Grundvertrauen ins Leben wird ´s  einfach nichts.


 

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