Wir sind protestantisch......

Woran erkennt man eine protestantische Kirche?

Äußerlich am Fehlen typisch "katholischer" Einrichtungen: Hoch und Seitenaltäre, Bilder, Beichtstühle, Tabernakel und aufdringlichem Schmuck. Protestantische Kirchen erwecken den Eindruck von Schlichtheit. Typisch die weißen, fast kahlen Wände, Altar mit Kreuz, Bibel und Kerzen.

Warum?

Manche meinen, es sei ein Armutszeugnis, enthülle gar eine Dürre des Glaubens.

Wir sagen: Es ist auftragsgemäß. Jesus sagt: mit Reichtum gelangt keiner ins Himmelreich, er hat gegen den Jerusalemer Tempel gepredigt, ein Bethaus solle er sein, keine Räuberhöhle mit weltlichem Handel und Wandel, seine Jünger wurden aus Synagogen vertrieben. Martin Luther hat ganz in diesem Sinn jeden Prunk für die Kirche abgelehnt, auch jede weltliche Macht.
Daß unsere Pfälzer Kirchen so ganz besonders schlicht sind, hat neben Luther vor allem mit der zweiten Richtung des Protestantismus zu tun, dem "Reformierten" Glauben, auch "Calvinismus" genannt, der auf Ulrich Zwingli und Johannes Calvin zurückgeht. Diese wirkten in der Schweiz und beeinflussten von dort aus Westeuropa, damit auch die Pfalz. Sie waren Zeitgenossen Luthers und unterschieden sich durch eine noch konsequentere Umsetzung biblischer Grundsätze gegenüber einer zu weltlich gewordenen Tradition.

Die Calvinisten waren "Bilderstürmer". Sie entfernten Heiligenbilder, Hochaltäre, allen Schmuck aus den Kirchen, manchmal sogar die Orgeln. Sie wollten den Gottesdienst schlicht feiern wie Jesus es getan hatte. Abendmahl um einen einfachen Holztisch herum.

In der Pfalz kommt eine Besonderheit hinzu:

Da das Land in viele Herrschaftsgebiete zersplittert war, gab es auch viele verschiedene Kirchen. Anfang des 19. Jahrhunderts hatten die Menschen genug davon und wollten eine einheitliche evangelische Kirche. Es gab eine Volksbewegung, die im Jahr 1818 zur Gründung der vereinigten pfälzischen Landeskirche führte.

In diese Vereinigung floss der damalige Zeitgeist ein. Er war geprägt von der Aufklärung, vom "Vormärz", den Freiheitsbewegungen. Philip Jakob Siebenpfeiffer, der damalige Landrat von Homburg, war einer der führenden Köpfe. Er war nicht nur der Initiator der ersten politischen Demonstration auf deutschem Boden, des "Hambacher Festes", sondern auch Mitgründer unserer Landeskirche im Jahr 1818 in Kaiserslautern. Nach ihm heißt das protestantische Gemeindehaus in Homburg "Siebenpfeifferhaus".

Dem aufgeklärten Zeitgeist entsprechend wurde in der Kirchenausstattung und Liturgie auf alles überflüssige, auf jeden Schwulst und Prunk verzichtet. Die Vernunft sollte herrschen. Die Vernunft gründet auf Wort und Sprache. Deswegen sind protestantische Kirchen in der Pfalz so "kahl" und der Gottesdienst ist allein auf die Predigt abgestellt. Das Licht der Vernunft soll Liturgie und Kirchenschmuck überflüssig machen, alles klerikale Dunkelmännertum vertreiben.

Vom Hören und Verstehen des Wortes soll nichts ablenken. Der Gottesdienstbesucher soll abschalten können und den Geist Gottes zur Wirkung kommen lassen. Das Wort Gottes in der Auslegung der heiligen Schrift wirkt den Glauben.
Die Protestantische Kirche spricht das Ohr an, die katholische Kirche das Auge. Entsprechend hoch entwickelt ist im Protestantismus daher auch die Kirchenmusik. Es wird mehr gesungen, es gibt mehr Orgelspiel im Gottesdienst, es gibt mehr Kirchenkonzerte.

Selbstironisch wurde schon gesagt: Protestantische Kirche = Rechtfertigungslehre + Johann Sebastian Bach.

Die Geschichte unserer Kirche in Beeden

Unsere Kirche wurde 1935 eingeweiht. Bereits um die Jahrhundertwende herum hatte es schon einen Bethausverein gegeben, welcher Geld für eine eigene Betsaal in Beeden sammelte. Das Grundstück wurde gestiftet. Bei einem Architektenwettbewerb gewann ein Büro aus Kaiserslautern. Den Rohbau erstellte die Homburger Firma Bachmann unter fleißiger Mithilfe der Gemeinde. Vieles an der Kirche wurde in ehrenamtlicher Arbeit geschaffen.

Die Kirchengeschichte Beedens reicht allerdings viel weiter zurück.

Die Beedener Kirche ist die älteste in Homburg. Schon in romanischer Zeit soll es ein Gotteshaus vor Ort gegeben haben. Es wurde vom Kloster Wörschweiler aus versorgt. Später wurde die Kirche errichtet, deren Rest man heute noch in Gestalt des "Türmchens" in der Hofstraße vorfindet.

Die gotischen Spitzbogen weisen in die Entstehungszeit im 14. Jahrhundert. Urkunden berichten von einem "Pfarrer von Beeden", welcher aufgefordert wird, künftig in Homburg zu wohnen und zu "residieren".

1327 kam es zum Streit: Von Bruder Heinrich dem Einsiedler wird festgestellt, er gehöre zur Pfarrei Beeden und nicht zu Reiskirchen.

1521 verbietet Graf Johann zu Saarbrücken dem Pfarrer zu Beeden, sich in der Heilig Kreuz Kapelle in Homburg "pfarrherrliche Rechte" anzumaßen. Damals war Beeden eine Art Zentralpfarrei, zu der Homburg, Kleinottweiler und Wörschweiler gehörten.

In den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts kam es zum Prozess wegen einer Schlägerei, zu der ein Beedener Pfarrer Anlass gegeben hatte: Er hatte in sein Homburger Pfarrhaus eine "Metze" gesetzt, welche durch Liebesdienste die Homburger Burschen erfreute. Klosterbrüder aus Wörschweiler hatten sich allerdings auch dort eingefunden, was die Homburger Buben besonders gereizt hatte.

1575 führte Graf Albrecht von Nassau - Saarbrücken das Luthertum ein, was in seinem Herzogtum merkwürdige Praktiken zur Folge hatte. Beispielsweise hielt der Limbacher Pfarrer in Altstadt katholische Messe, in Limbach protestantischen Gottesdienst.

Nach dem Ende des 30 jährigen Krieges 1648, der in unseren Landschaften schrecklich gewütet hatte, waren Pfarrei und Kirche eine zeitlang verwaist.

Erst Ende des 17. Jahrhunderts regt sich wieder Leben in Beeden, jedenfalls haben wir wieder Urkunden und sonstige Zeugnisse. Siedlungszentrum was das "Höfchen" in unmittelbarer Nachbarschaft zum "Türmchen".

Danach auch die Blieskastelerstraße. Beeden wurde Straßendorf und blieb es bis in unsere Tage. Eine eigene Kirche gab es nicht mehr.

Doch protestantisch bleiben die Beedener. Sie nahmen teil an den Entwicklungen, die Gesellschaft und Kirche im 18. und 19. Jahrhundert bewegten. Schon der Reformator Martin Bucer, der in Straßburg wirkte und von daher den pfälzischen Protestantismus beeinflusste, hat die Bedeutung der "Heiligung" für das christliche Leben herausgestellt. Heiligung ist das Handeln der Christen aus Dankbarkeit gegenüber Gott. Der Gottesdienst findet vornehmlich nicht in der Kirche statt, sondern im Alltag. Daher ist der Protestantismus oft nicht so direkt sichtbar wie die Äußerungen katholischen Christseins. Protestanten wirkten und wirken in Kultur, Politik und Wirtschaft. Sie prägten die europäische Geschichte im 18. und 19. Jahrhundert wesentlich mit.

Unzählige Dichter, Philosophen, Firmengründer und Politiker entstammten evangelischen Pfarrhäusern oder kirchlich verbundenen Familien: Friedrich Naumann, Gottfried Benn, Friedrich Dürrenmatt, Rezzo Schlauch, Angela Merkel u.v.m..
Protestantismus ist zeitbezogen. Das zeigt sich an der jüngeren Geschichte unserer Kirche. Am 29.9.1935 wurde sie eingeweiht als "Saarbefreiungskirche". Der Name bezog sich auf die Saarabstimmung, die im gleichen Jahr den Anschluss des damaligen Saargebietes, das unter der Aufsicht des Völkerbundes gestanden hatte, ans Reichsgebiet besiegelte. Es ging den Saarländern damals nicht um die Nazidiktatur, sondern um die Rückkehr in die deutsche Staats und Kulturgemeinschaft, der sie immer angehört hatten. An dieses Ereignis erinnern die Glocken der Kirche. Sie tragen heute noch die Namen "Friede, Freude und Freiheit". Die Beedener Protestanten verbanden mit dem Anschluss an Deutschland also Frieden, nicht Krieg. Es kam bekanntlich anders.

Viele verloren ihr Leben im 2. Weltkrieg. Einige auch in der Heimat durch Luftangriffe.

Der Weltkrieg hinterließ seine Spuren auch in Beeden. Der Gemeindesaal neben der Kirche wurde von einer Bombe getroffen, das Dach war von verschiedenen Ereignissen zerstört. Erst nach Kriegsende wurden die Gebäude repariert. Sanierungen gab es in den 60er Jahren und 1985 zum 50jährigen Kirchenjubiläum.

1995 wurde der Gemeindesaal zu einem Gemeindezentrum ausgebaut, 2005 wird das 70jährige Jubiläum mit einem Gemeindefest gefeiert.

Thema des heutigen Gotteshauses ist die aufgehende Sonne am Ostermorgen. Sie wird über dem Altar auf einem großen Wandteppich dargestellt. Dem gegenüber finden sich auf Meditationstüchern die Themen des ökumenischen Konzils von Korea mit den Themen: "Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung".

An Pfarrern wirkten in Beeden alle, die bisher auch an der Homburger Stadtkirche gepredigt hatten: Die Dekane Albrecht, Foell, Dauber, Kentmann, und Wagner, die Pfarrer Bruch, Rust, Deutsch und Köninger, sowie alle Vikare, die Homburg zugeordnet waren. Seit 1983 ist Pfarrer Anslinger für Beeden zuständig.

Beeden war bis in die 60er Jahre eine Filiale von Homburg. Seit November 1960 wurde die Gemeinde eigenständig, im gleichen Jahr wurde das erste Presbyterium mit 7 Mitgliedern gewählt. Seit 1983 hat sie einen eigenen Pfarrer, dessen Pfarrbezirk allerdings weit über Beeden hinausreicht.

Einen ersten Umbau erfuhr die Kirche im Jahr 1970, als die alte Hochkanzel entfernt und der Altarraum umgestaltet wurde. 1995 wurde das Sälchen durch einen großen Saal und Jugendräume ergänzt. In diesem neuen Gemeindezentrum treffen sich regelmäßig Kirchenchor, Frauenbund, Bastelkreis, Männerkreis, Kinderchor und 4 Jugendgruppen. Viele Ehrenamtliche beteiligen sich an einem regen Gemeindeleben.

Die Kirchengemeinde Beeden hat gegenwärtig etwa 1200 Mitglieder, deren Zahl leicht wächst, weil die Neubaugebiete immer noch Zuzug verzeichnen. Außerdem ist Beeden ein kinderfreundlicher Ort.

 

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