Gedanken zu Rationalität und Irrationalität

Spinnen

Pfarrer Winfried Anslinger am 10. Oktober 2005


"Igitt Papa, in meinem Zimmer! Da sitzt so eine Spinne!", ruft unsere Jüngste und macht ein jämmerliches Gesicht. Ich muss mit dem Besen die Treppe hochgehen und sie an die Hand nehmen.

Tatsächlich. In der Ecke, neben dem Bett ein kleines schwarzes Monster mit haarigen Beinen.

"Mach sie tot!", befiehlt Sophie.

"Warum denn?"

"Die ist so eklig."

"Das ist ein Tier wie deine Kaninchen auch! Sieht halt anders aus."

"Ich hab' Angst. Die krabbelt mir nachts übers Gesicht!"

Als ich versuche, das Krabbeltier auf den Besen zu heben, rennt es flink davon und ist unter dem Schrank verschwunden.

"Zja, kann man nichts machen."

Als sich Sophies Protestgeheul legt, zeige ich auf ihre Fingernägel: "Ist das da nicht viel ekliger? Die gehören doch längst geschnitten Außerdem: Weißt du, dass die Spinnen mit ihren Füßen hören können? Die merken, wenn unten im Garten ein Blatt vom Baum fällt. Und die Netze, die sind aus Seide wie deine pinkene Bluse. Die ziehst du doch gern an!"

An Sophies Mienenspiel merke ich, dass ich diesen Kampf nicht gewinnen kann.

"Papa, warum gibt es Spinnen"“, fragt sie, während ich seufzend den Schrank wegrücke.

"Weil der liebe Gott die Tiere verschieden gemacht hat. Wie die Menschen auch. Stell dir vor, alle Kinder wären so wie der Eduard."

Nach 5 Minuten habe ich Erfolg mir einem Einmachglas.

"Schau mal, jetzt kann sie dir nichts mehr machen. Allerdings kann sie auch keine Schnaken mehr fangen."
Sophie befühlt ihren Arm und zweifelt. Ein Glück, dass sie noch nichts von Insektenspray weiß.

 

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