Ostergedanken

Fleisch wächst in der Metzgerei, die Kuh ist lila
und legt auf Bergwiesen Ostereier.

von Pfarrer Winfried Anslinger

 

Bilder von Scheiterhaufen, auf denen ganze Rinderherden brennen, abgesperrte Höfe, Desinfektionskommandos und leere Theken in der Metzgerei. So sieht das Ergebnis jahrzehntelang verfehlter Agrarpolitik aus. Über 10 Jahre lang der Versuch, die Seuchengefahr zu verharmlosen nach dem Motto: "Bei uns kann so was nicht passieren", mit Tricks und Tücke selbst noch kriminelles Handeln zu vertuschen.

Jetzt das blanke Entsetzen. Typisch für die Politik und die Masse unserer Verbraucher. Warum sich belasten? Das kostet alles Geld. Bequemer war das Wegschauen. Fleisch wächst in der Metzgerei, die Kuh ist lila und gibt auf Bergwiesen Ostereier. "Wo Speise vormals sucht ein Rind, da ruhet jetzt der Jungfraun Kind", hieß es einst brav bei Johann Sebastian Bach im Weihnachtsoratorium. Das gefällt. Doch der Stall von Bethlehem ist längst ausgeräumt, der Boden betoniert, die Wände desinfiziert, die Futterpellets werden per Gebläse vor die Tröge befördert. Die Wasserleitung endet in einer Trinkschale, denn nach dem Fressen muss die Turbokuh dringend saufen, damit ihr Kreislauf stabil bleibt. Hat sie geruht, läuft sie von alleine mit hundert anderen zum Melkstand, eine Herde von Medikamentenjunkies mit riesigen Eutern, die täglich 15 Liter und mehr geben. Pervers?

Es war der Mensch, der das Schwein zur Sau gemacht hat, notierte vor Jahren Horst Stern. Ähnliches gilt fürs Rind. Wer immer nur mehr und immer billiger will, muss sich nicht wundern, wenn ein Denaturierungsprozess einsetzt, der aus Tieren Fleisch- und Milchfabriken macht und die Hähnchen nach Fischmehl schmecken lässt. Normalerweise fressen Hühner keine Fische und Rinder keine Schafe. Geschieht es uns nicht recht?

Was wir uns und den Tieren antun, macht sich kaum jemand klar. Dabei hätten wir doch Maßstäbe für sinnvolleres Handeln. "Ehrfurcht vor dem Leben" propagierte einst Albert Schweitzer. Auch Tiere haben eine Würde, die zu schützen ist. Mensch, Tier und alle Lebewesen sind Teil der Schöpfung, die nicht in allem dienstbar zu machen ist.

Gott hat dem Menschen die Welt als Paradiesgarten übergeben, den er zu bebauen und zu bewahren hat. Er darf seinen Nutzen daraus ziehen, aber ihn nicht zerstören. Wer alle Wiesen trockenlegt, aus Wäldern Holzplantagen macht, Böden und Grundwasser vergiftet, um Überschüsse zu produzieren, die man hinterher verbrennen muss oder erneut verfüttert, ist kein guter Haushalter. Jeder Chef würde ihn feuern wegen Misswirtschaft.

Also: unsere Ernährungs und Konsumgewohnheiten müssen dringend auf den Prüfstand. Nicht jeden Tag Fleisch. Klasse statt Masse. Schluss mit der Tierquälerei in Ställen und auf Transportern. Gesund essen.

Es soll wieder Frieden einkehren im Lebenshaus des Schöpfergottes. Freuen solln sich wieder Erd und Himmelszelt ...

Das Team der Haupt- und Ehrenamtlichen wünscht Ihnen frohe Ostern.

 

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